Info vom 7. Mai 2011

bischof_sprollStuttgart, 07.05.2011 (KAP) Mit einem Gottesdienst und anschließendem Festakt eröffnet die deutschen Diözese Rottenburg-Stuttgart am Montag offiziell das Seligsprechungsverfahren für ihren früheren Bischof Johannes Baptista Sproll (1870-1949). Sproll hatte im April 1938 die im gesamten "Großdeutschen Reich" durchgeführte "Anschluss"-Volksabstimmung boykottiert. Unmittelbar danach wurde der Amtssitz des Bischofs verwüstet und Sproll aus der Diözese verbannt. Erst nach Ende der Nazizeit kehrte er nach Rottenburg zurück, wo er 1949 starb. Sproll war nach Ansicht von Historikern jener deutsche Bischof, der am meisten unter dem Regime Hitlers litt.

Grund für den Aufsehen erregenden Boykott dürfte weniger Sprolls Einstellung zum "Anschluss" Österreichs gewesen sein, als die mit der Volksabstimmung verbundende Reichstagswahl, die der Bischof ablehnte. Diese These, wonach der Boykott Sprolls im Blick auf die dritten "Wahlen" nach der NS-Machtergreifung 1933 erfolgte, geht aus historischen Dokumenten hervor. Auf dem Volksabstimmungszettel für 10. April 1938 hatte sich eine einzige Kandidatenliste - die "Liste unseres Führers Adolf Hitler" - befunden. 99 Prozent der Stimmen entfielen schließlich auf die NSDAP-Liste, und gleichzeitig war damit das Ja zur Annexion Österreichs verbunden.


Protest gegen NS-Euthanasieprogramm

In Rottenburg ist Weihbischof Johannes Kreidler für den Fortgang des Seligsprechungsverfahrens verantwortlich. Nach dem Gottesdienst am Montag will Bischof Gebhard Fürst die Mitglieder des für das Verfahren vorgeschriebenen kirchlichen Gerichts vorstellen, die anschließend vom Justitiar der Diözese vereidigt werden. Für die wissenschaftliche Überprüfung der Untersuchungen werden Historiker in eine Expertenkommission berufen.

Sproll war von 1927 bis 1949 der siebte Bischof von Rottenburg. Zahlreiche seiner Predigten und Denkschriften richteten sich gegen die Ideologie der Nazis. Aus seinem von den Nazis erzwungenen bayerischen Exil veranlasste er, dass am 1. August 1940 von Erzbischof Conrad Gröber aus Freiburg und dem Generalvikar der Diözese Rottenburg gegen das Euthanasieprogramm in Grafeneck in Berlin protestiert wurde - ein Jahr vor dem Protest des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen. Sproll hielt sich bis Kriegsende in anderen deutschen Diözesen auf.

Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf untersuchte nach der Öffnung der Archivbestände über das Pontifikat von Papst Pius XI. im Vatikan die Akte über Sproll, wie sie der damalige Nuntius in Deutschland, Eugenio Pacelli, angelegt hatte. Der spätere Papst Pius XII. hatte sich u.a. auch eine Abschrift der Unterlagen eines Gerichtsverfahrens nach Berlin schicken lassen, mit dem sich Sproll gegen Vorwürfe wehren musste, er habe ein Kind.

Der damalige Münsteraner Bischof Galen verglich Sproll sogar mit den frühen Märtyrer-Bischöfen. Galen gilt als der Bischof, der sich den Nazis am deutlichsten entgegengestellt hat, wiewohl er dafür vergleichsweise milde sanktioniert wurde.

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Info vom 5. Mai 2011

PID: "Wir erwarten von Euch, dass Ihr das Leben schützt"genn

Cloppenburg-Stapelfeld. Als großes Vorbild hat Bischof Felix Genn den Namenspatron der Katholischen Akademie Stapelfelds, Kardinal von Galen, bezeichnet. Seine Sendung sei von Galen wichtiger gewesen als sein Leben, sagte Genn am Mittwoch (04.05.2011) bei seinem Besuch der größten katholischen Bildungseinrichtung im Offizialatsbezirk Oldenburg. Das berichtet der Landes-Caritasverband für Oldenburg.

Im Blick auf die derzeitige Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik (PID) rief der Bischof von Münster dazu auf, den Abgeordneten die Botschaft deutlich zu machen: "Wir erwarten von Euch, dass Ihr das Leben schützt." Er empfahl, dies den Abgeordneten in Form von Briefen persönlich mitzuteilen. "Seien Sie Verfechter der Botschaft des Kardinal von Galen", appellierte er im Rahmen seiner Predigt eindringlich an die Gläubigen. Genn hatte sich bereits mehrfach gegen die Präimplantationsdiagnostik ausgesprochen.

"Wir dürfen uns nicht abschotten"

Grundsätzlich gelte, dass die Kirche eine Botschaft für die Welt habe. "Wir dürfen uns nicht abschotten und unter uns bleiben", sagte der Prediger. Die Katholische Akademie bezeichnete er in diesem Zusammenhang als ganz wichtige Einrichtung. Die Kirche brauche Orte, "die über die pfarrliche Ebene hinausgehen und noch einmal auf andere Weise in die Gesellschaft hineinstrahlen". Gemäß dem Motto der Bildungseinrichtung "Wege suchen, Antworten finden, Kirche bilden" gelte es dies "demütig" und doch "selbstbewusst" zu tun.

Christen könnten dies tun, weil sie durch Ostern von innen her erneuert seien. "Unsere innere Würde ist durch den Tod nicht kaputt zu kriegen", ermutigte Genn. "Wir haben kein Verfallsdatum, sondern Ewigkeitswert."

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(Foto: Presseamt Münster / Angelika Klauser)

Info vom 24. April 2011

Moderne Kapelle für die Forensik

Münster-Amelsbüren - Die Klinik muss eine eigene Kapelle haben. Von dieser Vorstellung sind die Alexianer in der Bauphase der Forensikklinik zu keinem Zeitpunkt abgerückt. Die kreisrund angelegte Kapelle steht im Zentrum des kleinen Dorfes, den das Gebäudeensemble bildet. Die Alexianer haben beim Bau ihre eigene Handschrift deutlich werden lassen.

Ein Altar aus persischem Marmor, Reliquien von keinem Geringeren als Clemens August Kardinal von Galen und hochwertige Glasmalerei in den schmalen Fenstern - die Kapelle ist zweifelsohne ein ganz besonderer Ort geworden. In einer ansonsten befremdlich wirkenden Umgebung gleicht sie einem Ort aus einer anderen Welt. Fast schon ein wenig verstörend schön und warm wirkt sie, geradezu surreal in dem hermetisch gesicherten Bereich einer Maßregelvollzugsklinik, einem Ort, in den nach landläufigem Verständnis niemand freiwillig leben möchte.

Die in gelb, orange bis rot gestalteten Fenster erlebt der Betrachter als Lichtquelle „mit einer warmen, fast heiteren Ausstrahlung“, beschreibt der Künstler Dominicus Witte aus Osnabrück zutreffend sein Werk. In dem lichtreich gestalteten Raum werde der „klare österliche Aspekt“ deutlich, ergänzt Bruder Benedikt, Provinzial der Alexianer-Brudergemeinschaft, der gemeinsam mit einem ökumenischen Seelsorgeteam und dem Künstler die Gestaltung übernommen hatte.

In das freie Farbspiel der Fenster sind umlaufend, wie bei einem Fries, andersfarbige Quadrate „gesetzt“, die symbolhaft christliche Glaubensinhalte darstellen. Das zentrale Motiv, das „Antlitz Christi“, ist vom Künstler durch je ein blaues Quadrat oberhalb und unterhalb dieses Bildes ergänzt worden, so dass in der Gesamtschau mit den beiden Nachbarfenstern ein Kreuz erscheint. An der Holzdecke wird zudem ein Relief angebracht, das den auferstandenen Christus zeigt.

Auf ein Prozessionskreuz hingegen wurde bewusst verzichtet. Aus Sicherheitsaspekten, „die es stets zu berücksichtigen galt“, wie Bruder Benedikt betont. Eine kleine kreisrunde Kamera über der Eingangstür verrät, dass künftig bei laufendem Betrieb der Klinik auch dieser Raum niemals unbeobachtet ist.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Altar aus schwarzer Mooreiche mit rotem Persisch-Travertin zu. In ihm werden nach der Einweihung der Kapelle am 11. Mai durch zwei Bischöfe - durch Diözesanbischof Dr. Felix Genn sowie den langjährigen Vorsitzenden des Planungsbeirats des Forensikklinik, Weihbischof Dieter Geerlings - Reliquien von Kardinal von Galen aufbewahrt. Die Brudergemeinschaft selbst hatte eine entsprechende Anfrage an den Bischof von Münster gestellt, berichtet Bruder Benedikt. Auch hier sind die Bezüge vielfältig, sie berühren sogar das Ordensverständnis der Alexianer.

„Von Anfang an“, verweist Bruder Benedikt auf die 800-jährige Historie der Alexianer, sei der Orden „offen gewesen für Menschen, die für die Gesellschaft als Außenseiter galten“. Im Mittelalter waren es beispielsweise Pestkranke, deren Pflege sich die Alexianer widmeten. Am Standort Amelsbüren wandte man sich von Beginn an vor annähernd 125 Jahren Menschen mit geistigen Behinderungen zu.

Es war das menschenverachtende Regime der Nationalsozialisten, das Menschen mit Behinderungen im Rahmen des Euthanasieprogramms töten wollte. Der Bischof von Münster wandte sich Ende der 1930er Jahre in seinen berühmten Predigten in der Lamberti-Kirche offen und mutig gegen das Euthanasieprogramm. Allein 231 Bewohner des Alexianer-Krankenhauses wurden in staatliche Provinzialheilstätten verlegt, 106 sind ermordet worden.

In die Kontinuität, sich um Außenseiter der Gesellschaft zu kümmern, stellt Bruder Benedikt die Entscheidung des Ordens vor mehr als zehn Jahren, die Trägerschaft einer Forensikklinik zu übernehmen. Bewusst solle sich der Orden mit seinem speziellen Wissen um straffällig gewordene Menschen kümmern, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung weiterhin als gefährlich gelten. Das hat jahrelang zu erbitterten Ausein­andersetzungen geführt. Dem Geistlichen ist bewusst, dass das Thema auch heute noch mit Ängsten besetzt ist.

Wenn sich die Alexianer dieser Aufgabe stellen, dann aus ihrem eigenen Ordensverständnis heraus. Offensiv vertritt der Orden seine Überzeugung, „nicht einfach Anbieter im Gesundheitswesen“ zu sein, wie Bruder Benedikt sagt.

Die Kapelle steht dafür. Sie ist aus Sicht des Ordens zentraler Punkt in der Klinik, die sich nicht zuletzt dadurch von vergleichbaren Einrichtungen unterscheiden will.

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Info vom 1. Mai 2011

Zum 50. Todestag von Heinrich Portmann
Viele Jahre begleitete der promovierte Kirchenrechtler Heinrich Portmann (1905-1961) den münsterschen Bischof Clemens August Graf von Galen als Bischöflicher Sekretär. Die Historikerin Ingrid Lueb zeichnet seine Lebensstationen nach.
 

Als der junge Kaplan der Gemeinde Herz Jesu in Emsdetten Ende Oktober 1933, zwei Jahre nach seiner Priesterweihe, zu Generalvikar Meis gerufen wurde, sah er unterwegs die Vorbereitung der Bischofsweihe. Er konnte nicht ahnen, dass Clemens August Graf von Galen einmal sein ganzes Leben verändern würde. Vorerst schien bereits die Entsendung zum Kirchenrechtsstudium nach Rom ein Indiz für die hohen Erwartungen zu sein, die die Bistumsleitung an den begabten Sohn eines Maurers aus Bockum-Hövel knüpfte. Heinrich Portmann wird dennoch immer den engen Kontakt zu seiner Familie suchen und darüber seine Bodenhaftung behalten.
Zur Freude des Historikers lässt er Eltern und Geschwister mit Hilfe langer Briefe an seiner neuen Lebenswelt teilhaben. Zwischen dem 26. Mai und dem 4. Juni 1936 lernte der begeisterte »Römer« den Bischof von Münster erstmals näher kennen, da er als verantwortlicher Kaplan der deutschen Gemeinde Santa Maria delI' Anima für die Betreuung des angereisten Heimatbischofs zuständig war.
Nach dessen Rückkehr schrieb er: »Nun sind die schönen Tage des bischöflichen Aufenthalts vorbei! Es waren prächtige Tage; ich habe ihm jeden Morgen die Messe gedient bei uns in der Anima-Kirche; wir sind manchmal zusammen ausgegangen. Gestern besuchte mich der Bischof auf meinem Zimmer für etwa 20 Minuten; er schenkte mir seine letzte große Predigt, die er in Buer gehalten hat, - mit eigenhändiger Widmung.« Als der Bischof von Münster bereits sechs Monate später wieder anreiste - mit ihm auch der Bischof von Berlin, Konrad Graf Preysing, und die drei Kardinäle Bertram, Schulte und Faulhaber, da konnte sich nicht nur Heinrich Portmann keinen Reim darauf machen. Offensichtlich war der Alltag im nationalsozialistischen Deutschland in weite Ferne gerückt: »In der Anima war natürlich alles begeistert - und auch am Rätselraten: Warum kommen die jetzt alle nach Rom? - Ihr müsst Euch darüber auch Eure Gedanken machen«, schrieb Portmann am 18. Januar 1937. Heute wissen wir, dass Kardinalstaatssekretär Pacelli und die deutschen Würdenträger damals die Enzyklika »Mit brennender Sorge« vorbereitet haben. Der junge Bischof von Münster hatte sich durch seine klare Auseinandersetzung mit dem Neuheidentum des nationalsozialistischen Chefideologen Alfred Rosenberg im Vatikan bekannt gemacht und als Befürworter einer offensiveren Vorgehensweise empfohlen.
Am 22. Januar 1937 schickte Heinrich Portmann seinen Eltern »eine sehr vertrauliche Mitteilung«: Die Bistumsleitung plane nicht länger, ihn zur Verwaltungsakademie Breslau zu schicken, sondern vielmehr »hat man auch in Münster gemeint, dass es besser wäre für mich, wenn ich zunächst an der Seite des Bischofs die Diözese kennen lernte. Dieser Tage hat mir der Bischof es endgültig gesagt, er hätte eigens noch mit dem Generalvikar darüber gesprochen, der sehr dafür gewesen wäre. Und unser Bischof fügte hinzu, ich solle es sehr gut bei ihm haben; davon bin ich überzeugt. Jedenfalls kann man nirgends soviel lernen wie auf solch einem Posten.« Portmann begann am 17. November 1938 seinen Dienst als Bischöflicher Sekretär. Manches Ereignis, manche Einschätzung vermerkte er - glücklicherweise - in Tagebuchkladden, deren Edition derzeit in Arbeit ist und im Dialogverlag Münster erfolgen wird.
Bereits am 24. Februar 1939 notierte er: »Wir kamen auf den Ernst der Zeit zu sprechen, da meinte er, ich müsste, wenn er einmal ausgewiesen werden sollte, soweit es irgendwie ginge, mit ihm gehen und bei ihm bleiben.« Der Sekretär wird treu an der Seite des Bischofs aushalten und für ihn so unersetzlich sein, dass von Galen wiederholt den Wunsch geäußert hat, er möge bis zuletzt bei ihm bleiben.
Offensichtlich schätzte der Bischof aber auch die Fröhlichkeit seines Sekretärs. Weihnachten 1941 schenkte er ihm ein Witze-Buch; Portmann schickte es später an seinen Bruder weiter, der als Soldat an der russischen
Front stand.
In den Jahren nach dem Tod Kardinal von Galens 1946 verfasste Portmann in enger Absprache mit Franz Graf Galen, dem Bruder des Kardinals, drei Bücher, die unser Bild vom Bischof von Münster wesentlich geprägt haben. Bis zum Herbst 1949 wird er auch dem Nachfolger des Kardinals, Michael Keller, als Bischöflicher Sekretär dienen. Danach wechselte er als Vizeoffizial ins Ehegericht. Am 30. April 1961 verstarb Heinrich Portmann im Alter von 56 Jahren.

Text: Ingrid Lueb

© Kirche und Leben, Ausgabe 17 - Alle Rechte vorbehalten 2011

Info vom 24. April 2011

Es bleibt auf der Burg

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Dinklage - fast wäre es um das Galen-Taufkleid sogar zu einem Streit vor Gericht gekommen. Am Ende jedoch fand man einen Vergleich.
Wer dieses zierliche Taufkleid in der Benedektinerinnen-Abtei St. Scholastika auf Burg Dinklage sieht, der mag kaum glauben, dass es beinah zu einem Streitfall vor dem Landgericht Oldenburg geworden wäre. Das sollte entscheiden:
Wer ist rechtmäßiger Besitzer?
Denn: Es war nicht irgendein Taufkleid, sondern genau das, in dem unter anderen Kardinal Clemens August Graf von Galen am 19. März in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen worden war. Verwandte aus Tuscon/Arizona hatten Besitzansprüche auf das Kleid und zudem auf ein Brustkreuz des Seligen angemeldet.
Christoph Bernhard Graf von Galen, ein 2002 verstorbener Neffe des Kardinals, hatte 1949 den Benedektinerinnen die Burg und die mit dem Kardinal verbundenen Gegenstände überlassen. Die Schwestern mussten deshalb stets davon ausgehen, dass auch das Brustkreuz dazu gehört.
Genauere Nachforschungen im Zusammenhang mit dem Prozess ergaben jedoch: Christoph Bernhard von Galen hatte seinem Enkel Ferdinand Otto das Brustkreuz zur Kommunion geschenkt.
Deshalb einigte man sich im Dezember auf einen Kompromiss: Die Abtei gibt das Kreuz ab, darf aber das Taufkleid behalten – und hegt damit weiterhin fürsorglich einen besonderen Schatz. Das Kleid mit Mützchen, Taufsack und Leibchen wird in einem besonderen Raum aufbewahrt. Alles besteht aus ungefärbter Seide und ist golden bestickt.

© Kirche und Leben, Ausgabe Nr. 16 - Alle Rechte vorbehalten 2011; Foto: Martina Rönnau