Brief von Verleger Gerhard Schepper, Münster …

Brief von Verleger Gerhard Schepper, Münster …

… an Pfarrer Markus Trautmann, Dülmen, vom 24. Februar 2021

Sehr geehrter Herr Trautmann,

Sie dürfen meinen Brief gerne auf der angesprochenen Website veröffentlichen.

Zwei Anmerkungen zu Ihrem gestrigen Schreiben: Es war und ist in aristokratischen Kreisen durchaus üblich, Mitarbeiter resp. Untergebene zu duzen. Da Sie dies in Zweifel ziehen, würde mich schon interessieren, wie Ihrer Ansicht nach v. Galen den Arbeitersekretär Josef Jakob angesprochen hat: Mit "Sie, Herr Jakob"? Mit "Ihr, Josef Jakob"? Sicherlich nicht im Pluralis Majestatis. Grade, da Sie ja selbst schreiben, dass v. Galen auf die aristokratische Aura und seine bischöfliche Autorität Wert legte, ist doch die Aussage Josef Jakobs, er sei geduzt worden, sehr glaubhaft.

Dann will ich noch eingehen auf den von Ihnen offenbar besonders wichtigen unterstrichenen Satz, v. Galen habe sich an Reichsinnenminister Frick gewandt und diese Tatsache hätten wir doch erwähnen können. Das haben wir. Auf Seite 113 und 114 des Buches ist diese Tatsache ausführlich beschrieben. Es ist aber auch erwähnt, dass sich v. Galen im Verlaufe der Auseinandersetzungen mit Frick von den Widerstands-Aktivitäten seiner Mitarbeiter Konermann und Jakob distanziert hat. Dies zu erwähnen gehört auch dazu, wenn man über die damaligen Personen und Vorgänge wahrheitsgemäß schreiben will. Wie Sie ja richtig feststellen: Geschichtsschreibung ist kein Wunschkonzert.

Mit freundlichen Grüßen

     Gerhard Schepper