Schüler feiern Sophie Scholls Geburtstag

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Info vom 10. Mai 2011

Duisburg (RP) Am 22. Februar 1943 wurden Sophie Scholl und ihr Bruder Hans noch am selben Tag der Urteilsverkündung durch das Fallbeil hingerichtet. Das Sophie-Scholl-Berufskolleg in Marxloh, mit 2400 Schülern eine der ganz großen Bildungseinrichtungen der Stadt, trägt den Namen der Widerstandskämpferin. Gestern feierte die Schule den 90. Geburtstag Sophie Scholls, deren Mut ein "Spiegel" für die Nachgeborenen sein soll, wie gestern auf den Plakaten in der Schule an der Dahlmannstraße zu lesen war.

Eine solche Feier ist eine Gratwanderung. Einerseits sollte es kein reiner Gedenktag, wie an Sophie Scholls Hinrichtungstag sein, andererseits kann man den Geburtstag der Namensgeberin angesichts der Nazigräuel, deren Opfer sie wurde, nicht harmlos feiern. Deshalb wurde der gestrige Vormittag als Kontrastprogramm gestaltet.

Zunächst gab es, nach der Begrüßung von Schulleiterin Gabriele Frekers ein hervorragend gestaltetes Musikprogramm, an dem rund 30 Schülerinnen und Schüler beteiligt waren. Einstudiert wurde es von Angelika Ruckdeschel,und Heinz-Peter Helmer vom Institut für Pianistik, die auch am Sophie-Scholl-Berufskolleg unterrichten. Als Gast sang Melanie Müller, am Piano begleitet von Thomas Bremser, u.a. Eric Claptons "Tears in Heaven" – sicher und gefühlvoll. Die Schüler, die erfahrungsgemäß ein besonders kritisches Auditorium sind, applaudierten kräftig.

Zwei Erzieherklassen hatten unter Leitung des "Hausregisseurs" Kemal Demir das Theaterstück "Du bist mein Spiegel" in wochenlangen Proben einstudiert. Der erfahrene Regisseur verzichtete auf viele Worte, um den Widerstand der "Weißen Rose" gegen das nationalsozialistische Terrorregime darzustellen. Statt dessen dominierten Schattentheater und eine beklemmende Tanztheater-ähnliche Darbietung, bei der die Schülerinnen und Schüler in verschiedenfarbige Stoffschläuche schlüpften, um die Nazis, die Kommunisten und die Mitglieder der Weißen Rose darzustellen. Auf diesen Schläuchen wurden auch Fotografien von Sophie und Hans Scholl projiziert. Die Musik-Collagen wechselten zwischen leicht (Comedian Harmonists) und aggressiv-rockig (Rammstein) zu überwältigend (Orffs "Dies Irae" aus den Carmina burana). Für viele Schüler bestürzend waren die Dokumentarfilme von ausgehungerten KZ-Häftlingen und von den toten Opfern der Nazi-Vernichtungslager. Die Lehrerin Rita Glaser, die bei der gestrigen Veranstaltung die Fäden in der Hand hatte, brachte das Kunststück fertig, die Stimmung in der Schulaula wieder in Richtung Geburtstags-Feier zu lenken. Die zahlreichen Akteure vor und hinter den Kulissen bekamen als Anerkennung eine weiße Rose geschenkt.

Bewegend.  
 
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