Nicht Lob noch Furcht

Filmporträt über Clemens August Graf von Galen, 2005


Der Film des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) „Nicht Lob noch Furcht“ porträtiert Kardinal Clemens August von Galen. Auf der Basis zahlreicher historischer Filmdokumente zeichnet das LWL-Landesmedienzentrum ein facettenreiches Porträt des „Löwen von Münster“, der durch seinen mutigen Protest gegen die Verbrechen des NS-Regimes weit über die Grenzen Westfalens hinaus bekannt wurde.

Vor allem wegen seines öffentlichen Protestes gegen die Willkürakte und Verbrechen des NS-Regimes zählt Galen heute zu den bekanntesten westfälischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Zahllose Straßen, Plätze und Schulen tragen überall in der Region seinen Namen. Mit Leben und Wirken des bisher einzigen Kardinals aus Münster beschäftigt sich der rund 35-minütige Film, den das Westfälische Landesmedienzentrum gemeinsam mit dem Bistumsarchiv Münster erstellt hat. Dabei klammert der Film auch nicht die Seiten der Weltanschauung des „Löwen von Münster“ aus, die heute befremden.

Der von Markus Schröder im Auftrag des LWL-Landesmedienzentrums konzipierte Film zeichnet in sechs Kapiteln ein Porträt des adligen Kirchenmannes, der von 1933 bis 1946 auf dem Bischofsstuhl von Münster saß. Nach einem einleitenden Blick auf seine Kindheit und Jugend im Oldenburger Münsterland und seine Zeit als Großstadtpfarrer in Berlin schildert er eingehend von Galens Wirken als Bischof und seine standhafte Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus.

Den Abschluss der Dokumentation bilden die dramatischen Ereignisse seiner letzten Lebensmonate: Seine Ernennung zum Kardinal durch Papst Pius XII. in Rom, seine triumphale Rückkehr nach Münster am 16. März 1946 und seinen völlig überraschenden Tod als Folge eines Blinddarmdurchbruchs nur wenige Tage später.

Wesentliche Basis des Films bilden zahlreiche – zum Teil bislang unveröffentlichte – historische Filmdokumente, insbesondere Amateuraufnahmen, die Bischof von Galen etwa bei der Großen Prozession in Münster 1935 zeigen, aber auch bei Seelsorgebesuchen in Gelsenkirchen-Erle, Wadersloh, Dinslaken, Greven, Xanten, Südlohn und Vechta. Die meisten dieser Aufnahmen steuerte das Bistumsarchiv Münster bei, mit dem das Westfälische Landesmedienzentrum bei der Realisierung des Films eng kooperiert hat.

„Besonders anschaulich“ – so Filmautor Markus Schröder – „illustrieren die historischen Dokumente die tiefe Verehrung, die Clemens August bei seinem Kirchenvolk genoss.“ Schon rein physisch eine beeindruckende Persönlichkeit, die ihre Umgebung mit einer Körpergröße von 1.99 Metern weit überragte, besaß der Bischof offenkundig eine besondere Ausstrahlung, die ihn eng mit den Gläubigen verband. Nur sein enormer Rückhalt in der Bevölkerung war es auch, der ihn nach seinen drei aufsehenerregenden Predigten vom Sommer 1941 vor der Verhaftung durch das NS-Regime bewahrte. Völlig unverblümt hatte er darin die Kirchenverfolgung, den Terror der Gestapo und vor allem die Ermordung von Behinderten angeprangert.

Warum eine Einrichtung wie das Westfälische Landesmedienzentrum, dessen Aufgabe die historisch-politische Bildungsarbeit ist, sich in einem Filmporträt des münsterschen Kardinals annimmt, liegt für den Leiter der Einrichtung, Dr. Markus Köster, auf der Hand: Die historische Bedeutung von Galens reiche weit über seine Rolle als Glaubensvorbild für katholische Christen hinaus.

Anders als fast alle seiner bischöflichen Amtsbrüder habe er sich nicht gescheut, öffentlich seine Stimme zum Protest gegen das Unrechtsregime Hitlers zu erheben. „Spätestens mit seiner flammenden Predigt gegen die massenhafte Ermordung von Psychiatriepatienten und geistig Behinderten ist dieser Protest über die Verteidigung der Rechte der Kirche hinausgewachsen. Von Galen wurde damit zu einem Verteidiger der Unantastbarkeit menschlichen Lebens und menschlicher Würde überhaupt“, erläutert Köster.

Ein weiteres Beispiel für die außergewöhnliche Geistesgröße des Bischofs rückt der Film in den Blick: 1943, auf dem Höhepunkt des Bombenkriegs, der ihm selbst beinahe das Leben gekostet hätte, wandte er sich kategorisch gegen die rachsüchtigen Hass- und Vergeltungsrufe der Nazi-Propaganda und bezeichnete diese als gleichermaßen „unchristlich“ wie „undeutsch“.

Ausgerechnet Joseph Goebbels nannte den Bischof von Münster einmal despektierlich, aber in gewisser Weise durchaus treffend, einen „westfälischen Dickkopf“. Galen selbst hatte es in seinem bischöflichen Wahlspruch theologischer, aber mit gleichem Tenor so ausgedrückt: „Nec laudibus, nec timore“ – weder durch Lob noch durch Furcht werde er sich von seinem Weg abbringen lassen. „Seine Prinzipienfestigkeit, sein Unterscheidungsvermögen von Recht und Unrecht, Gut und Böse – und vor allem seine unbedingte Zivilcourage im Angesicht einer totalitären Diktatur machen Bischof von Galen zu einer der beeindruckendsten Persönlichkeiten der westfälischen Zeitgeschichte“, resümiert Köster.

Bei aller Hochschätzung könne und wolle das vom LWL produzierte Filmporträt aber keine „Heiligenlegende“ stricken. Ziel sei eine historisch-kritische Würdigung der Person Graf von Galens. Deshalb rückt der Film neben seinem mutigen Eintreten für die Rechte der Kirche, für Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte auch jene Seiten seiner Weltanschauung in den Blick, die uns heute befremden: Seine Ablehnung der Demokratie ebenso wie die Unterstützung des deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion, den er als Kreuzzug gegen den antichristlichen und totalitären Bolschewismus verstand.

Der Film mit dem Titel „Nicht Lob noch Furcht. Clemens August Graf von Galen“ kann als DVD zum Preis von 14,90 Euro zuzüglich Versandkosten beim Westfälischen Landesmedienzentrum (48133 Münster, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. / Fax: 0251 591-3982) erworben werden.

Den gesamten Film können Sie auch hier sehen. >>>