Das Menschenbild im Nationalsozialismus

Info vom 28. März 2012

Beim Projekttag in der Marienschule erarbeiteten Gruppen verschiedene Themen

Dülmen. Die Ideologie des Nationalsozialismus zu entlarven und das heutige Weltbild zu hinterfragen – das war Ziel eines Projekttags der Marienschule. Am vorletzten Mittwoch arbeiteten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen zu verschiedenen Themen aus den Fachbereichen Geschichte, Religion und Biologie.

In einer Vortragsreihe wurden die Ergebnisse der neun Arbeitsgruppen zwei Tagspäter präsentiert und inVerbindung miteinander gebracht.

Im Unterricht war der Projekttag durch die Fachschaft Geschichte vorbereitet worden. So waren den Schülern die Grundzüge der nationalsozialistischen Weltanschauung und die geschichtliche Einordnung des Themas sehr präsent. Hieran konnten nicht nur die geschichtlichen Themen („Euthanasie“,„Lebensborn“ und „Die Person Adolf Hitler“) anknüpfen, sondern auch die religiösen („Dietrich Bonhoeffer“, „Der Löwe von Münster“ und „Janusz Korczak“) und die biologischen Arbeitsgruppen („Das Gesetzdes Lebens“, „Der Rassebegriff in der biologischen Welt“ und „Züchtung von Ariern“).

Exkursion mit Pfarrer Markus TrautmannDie Arbeit in den Gruppen gestaltete sich sehr unterschiedlich. Einige arbeiteten mit Internetrecherchen und Literatur, eine Religionsgruppe machte eine Exkursion auf den Spuren des Löwen von Münster. Hier brachte Pfarrer Markus Trautmann den Schülerinnen und Schülern sehr kenntnisreich das Wirken von Galens in Münster nahe. Eher experimentell arbeiteten die Biologie-Fachgruppen, die zum Beispiel aufgrund der Vererbungsgesetze die nationalsozialistischen Vorstellungen einer Züchtung von „Ariern“ überprüfte. Tatsächlich ginge ein Erfolg einer solchen Züchtung mit einer hohen Zahl an erbkranken Nachkommen einher, schilderten die Schülerinnen und Schüler in ihrem Vortrag.

Sehr deutlich wurde den Schülerinnen und Schülern auch, dass es bis heute Tendenzen in unserer Gesellschaft gibt, die sehr bedenklich und menschenfeindlich sind. Deutlich wird das, wenn moderne Philosophen den Wert eines Menschen von seinem Glücksempfinden abhängig machen, wenn vorgeburtliche Diagnosen dazu führen, dass Föten mit Behinderung überwiegend abgetrieben werden, oder wenn in den Medien bestimmte Schönheitsideale den Wert von Menschen bestimmen.

© Streiflichter, Dülmen

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Glaube und Gefolgschaft

Info vom 23. März 2012

Ulm. Vor 75 Jahren hatte Sophie Scholl Konfirmation. Anlass für Paulus- und Martin-Luther-Kirche, deren Haltung zwischen Linientreue und Widerspruch unter den Nazis zu hinterfragen - und auch die der Kirche damals.

Es war der Palmsonntag 1937, als in der Pauluskirche, der damaligen evangelischen Garnisonskirche von Ulm, die 15-jährige Sophie Scholl und auch ihr Bruder Werner konfirmiert wurden - in brauner Uniform, was auch immer das heißen mag. Aber so viel weiß Pfarrer Adelbert Schloz-Dürr von der Pauluskirche heute schon: "Sophie Scholl gehörte zur Hitlerjugend, und zwar zur durchaus begeisterten, ja fanatischen Seite."

Am Sonntag setzt er sich zum 75. Jahrestag der Konfirmation mit der persönlichen Entwicklung der Sophie Scholl auseinander, die später das Herz des studentischen Widerstands in der Gruppe Weiße Rose werden sollte und 1943 von den Nazis hingerichtet wurde. "War der Geist des Widerspruchs 1937 bereits lebendig? Wie groß war die Sehnsucht nach Hingabe?", fragt Schloz-Dürr, um festzustellen: "Da fließen interessante Motive zusammen." Und viele Brüche tun sich auf. Konnte man Christ sein und gleichzeitig Nationalsozialist?

Eine Frage, die die evangelische Kirche überhaupt betrifft, zumal im selben Jahr 1937 die Nazis offensiv in ihre kirchenfeindliche Politik einstiegen. 12 der 13 Ulmer Pfarrer standen nicht konform zum System, aber den Widerspruch weiterzutragen, gelang auch ihnen nicht, auch wenn sie einmal erfolgreich zu einem Beerdigungsstreik antraten, wie Volker Bleil, Pfarrerkollege von Schloz-Dürr aus der Martin-Luther-Kirche, sagt. Auch diese Ebene findet am Wochenende eine eigene Veranstaltung (siehe Info-Kasten).

Um die Ambivalenz komplett zu machen, stellt Bleil seinerseits fest: "In Sophie Scholl und ihrer Familie überhaupt steckt eine tiefe Frömmigkeit, die hat sie nie losgelassen." Dafür wiederum hat er einen neuen Beleg, da zwei Poesiebücher aufgetaucht sind, in denen sich die 11- Jährige mit frommen Sprüche voller Gottvertrauen und Glaubensstärke verewigt hat - sie sind ausgestellt in der Erinnerungsstätte in der LutherKirche für die Schüler um die Weiße Rose (Sonntag bis 18 Uhr geöffnet).

Vieles lässt sich nicht mehr rekonstruieren, eine Stimmung aber, eine Seelenlage kann man herausarbeiten. Das versucht Schloz-Dürr am Sonntag. Im tieferen Sinne des Wortes scheint ihm Sophie Scholl in der Auseinandersetzung mit dem Glauben aber erst ein paar Jahre später konfirmiert worden zu sein. Das zeigt ein Briefwechsel, aus dem im Anschluss an den Gottesdienst in der Pauluskirche gelesen wird.

© www.swp.de


Straße in Crailsheim wird nach Reinhold Meyer benannt

Info vom 23. März 2012

Reinhold Meyer

Reinhold Meyer gehörte zu den zentralen Figuren der Hamburger Weißen Rose im Widerstand gegen den Nationalsolzialismus.

Nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und Christoph Probst am 22. Februar 1943 in München beschloss Meyer mit seinem Freundeskreis, bestehend u.a. aus Albert Suhr und Hans Leipelt, aktiv gegen den Nationalsozialismus zu agieren. Bekannt wurde, dass sie das letzte Flugblatt der Weißen Rose mit dem Zusatz „Ihr Geist lebt trotzdem weiter“ vervielfältigten und weitergaben. Reinhold Meyer stellte für die konspirativen Treffen der wachsenden Gruppe den Keller der Agentur des Rauhen Hauses am Jungfernstieg zur Verfügung.

Durch Einschleusung des Gestapo-Spitzels Maurice Sachs wurde der Treffpunkt verraten. Albert Suhr wurde am 13. September 1943 verhaftet. Nachdem Hans Leipelt am 8. Oktober 1943 in München festgenommen worden war, setzte in Hamburg eine weitere Verhaftungswelle ein. Margaretha Rothe, Heinz Kucharski und Karl Ludwig Schneider wurden am 9. November 1943 von der Gestapo aufgegriffen. In der Hoffnung, der drohenden Festnahme zu entgehen, wurde Reinhold Meyer von seinem Vater zu dem mit der Familie befreundeten Verleger Hellmut Mebes nach Blankenburg in den Harz geschickt. Dort verhaftete ihn die örtliche Gestapo am 19. Dezember 1943 und überstellte ihn zur Untersuchungshaft in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel.

Die ersten Monate verbrachte er in Fuhlsbüttel in Einzelhaft. Anfang Juni 1944 wurden einige Gefangene wegen der Überfüllung des Polizeigefängnisses und anstehender Umbauarbeiten, als Polizeihäftlinge in das KZ Neuengamme überstellt, unter ihnen auch Reinhold Meyer und weitere männliche Gefangene aus dem Umfeld der Weißen Rose. Aus Neuengamme ist bekannt, dass Meyer zunächst in der Gärtnerei, später in der Schreibstube der Kommandantur arbeitete und mit Albert Suhr und Felix Jud „in einem Saal lag“. Am 16. Oktober 1944 wurde er zusammen mit den anderen nach Fuhlsbüttel rückverlegt. Das Ermittlungsverfahren der Hamburger Gestapo gegen die Gruppe war abgeschlossen, die Akten wurden an den Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof abgegeben und Anklage gegen 24 Beschuldigte erhoben. Diese wurden am 26. Oktober 1944 in das Untersuchungsgefängnis weiterverlegt.

Gegen Reinhold Meyer war keine Anklage zustande gekommen, er verblieb im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel. Aus einem Brief an seine Familie vom 9. November 1944, den er als unzensiertes Schreiben aus dem Gefängnis hatte herausschmuggeln können, geht hervor, dass er aus dieser Sonderbehandlung die Hoffnung auf seine baldige Entlassung schöpfte. Doch am 12. November 1944 wurde seinen Eltern sein Tod in der Haftanstalt mitgeteilt. Offiziell wurde dazu erklärt, er habe sich in Neuengamme mit einer Diphtherie infiziert. Die Schwester Reinhold Meyers, Anneliese Tuchel, bezweifelte die Darstellung dieser Todesursache. Mitgefangene haben ihr mitgeteilt, ihr Bruder sei nach einem Verhör gestorben. In einer Gesprächsaufzeichnung aus dem Jahr 1994 erklärte sie: „Er hat ja am 9. November noch jenen hoffnungsvollen Brief geschrieben, und am 12. ist er gestorben; in drei Tagen stirbt man nicht an Diphtherie.“

Quelle: wikipedia.org

Nun wird zum Gedenken an Reinhold Meyer in Crailsheim (Baden-Württemberg) eine Straße nach ihm benannt.

Schüler setzen sich mit Euthanasie auseinander

Info vom 16. März 2012

Behinderte ins Gas geschickt

Von Michael Hensle Schiltach. Auch in diesem Jahr zählt das Thema "Euthanasie" zu den Prüfungsthemen an den baden-württembergischen Realschulen. Dabei geht es auch um die Auseinandersetzung mit der Schrift "Grafeneck" von Rainer Gross.Mit dem beschönigenden Begriff "Euthanasie" oder auch oder "Aktion Gnadentod" verband sich die "Ausmerzung lebensunwerten Lebens", was die systematische Ermordung von mehr als 70?000 körperlich oder geistig behinderten Menschen bedeutete.

Grafeneck, Schloss und ehemaliges Samariterstift im württembergischen Gomadingen, war eine der sechs Tötungsanstalten im nationalsozialistischen Deutschland, in der zwischen Januar und Dezember 1940 mehr als 10?600 Menschen den Tod fanden. Die "Vergasungen" mit Kohlenmonoxidgas fanden in der als Duschraum getarnten so genannten "Garage" statt. Die Opfer stammten vor allem aus Pflegeheimen und Krankenanstalten im süddeutschen Raum. Dazu gehörten auch die Kreispflegeanstalt Fußbach im Kinzigtal und die Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern, in denen auch Pflegebedürftige aus Schiltach, Lehengericht und Schenkenzell untergebracht waren. Auch diese Heime waren Ziele jener "Euthanasie"-Transportkommandos und ihren feldgrauen Omnibussen, mit denen die Opfer abgeholt wurden.

Von den Abgeholten hörte man nichts mehr, jedoch kamen alsbald Todesbenachrichtigungen, deren medizinische Befunde die Heimleitungen in Fußbach und Illenau misstrauisch machten. Angesichts der Todesmeldungen ging man dazu über, Patienten als geheilt zu entlassen und Angehörigen von der weiteren Unterbringung abzuraten.

Zugleich gab es, sowohl in Fußbach als auch in Illenau, den Versuch, weitere Transporte zu verhinderten. Einen solchen unternahm der Ortsbürgermeister und ehemaliger Leiter der Kreispflegeanstalt Fußbach, der, wie bezeugt wurde, "beim Erscheinen des zweiten Transportes mit fünf Wagen seine Kreisbauernführer-SS-Uniform anlegte und in einer langen und stürmischen Auseinandersetzung mit dem Transportleiter so wenig nachgab, dass dieser schließlich nur 30 statt 90 Pfleglinge erhielt".

Dennoch fielen auch mindestens fünf Bewohner von Schiltach und Lehengericht sowie ein aus Schenkenzell stammender Patient der Mordaktion zum Opfer. Den Angaben der Gedenkstätte Grafeneck zufolge wurden drei der sechs Pfleglinge am 13. Juni, die anderen im Mai, August und Oktober 1940 getötet. Die Opfer waren im Alter zwischen 34 und 77 Jahren. Die Täter schreckten also auch nicht davor zurück mit Maria Elisabeth M. eine 77-jährige Greisin ins Gas zu schicken, ihre fünf Jahre jüngere Schwester Barbara Magdalena blieb vom Transport verschont und verstarb nach Kriegsende in der Pflegeanstalt. Ein Opfer war taubstumm, eine anderes galt als geisteskrank, bei den anderen darf auch Altersgebrechlichkeit oder Demenz angenommen werden, worauf das hohe Alter und die späte Heimeinweisung schließen lassen.

Die Tötungen in den "Euthanasie"-Anstalten ließen sich letztlich nicht verheimlichen und nach öffentlichen Protesten, insbesondere des Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen und anderen Geistlichen, wurde die "Euthanasie"-Aktion im Sommer 1941 nach außen hin eingestellt, jedoch in einigen der Heil- und Pflegeanstalten über Nahrungsentzug sowie Verabreichung von Luminal oder anderen Betäubungsmitteln insgeheim fortgesetzt.

Und bis heute in der Öffentlichkeit wenig bekannt: Das in den Tötungsanstalten freigewordene Personal fand eine andere Verwendung im Osten. Was an Zehntausenden von deutschen Behinderten an Tötungsverfahren in den Jahren 1939/40 ausprobiert worden war, erlangte in der millionenfachen Ermordung der europäischen Juden schreckliche Perfektion.

© schwarzwaelder-bote.de

Vor 75 Jahren: Enzyklika "Mit brennender Sorge"

Info vom 14. März 2012

„Mit brennender Sorge“, so beginnt die Enyzklika, die Papst Pius XI. heute vor 75 Jahren, am 14. März 1937, unterzeichnet hat. In den Jahren nach 1933 gab es Protestschreiben von Vertretern der katholischen Kirche im Deutschen Reich an die nationalsozialistische Reichsregierung, weil das Konkordat verletzt und die katholische Kirche in ihrer Betätigungsfreiheit beschränkt wurde. Sollten die Bischöfe vor Ort protestieren oder sollte es eine öffentliche, gemeinsame Aktion geben? Eine auf Deutsch verfasste Enzyklika wurde geheim vervielfältigt, verteilt und schließlich am 21. März 1937 im ganzen Deutschen Reich verlesen.

Wie stand die katholische Kirche zur nationalsozialistischen Regierung, vor und nach dem Konkordatsabschluss 1933? Welche Rolle spielte die Enzyklika von Papst Pius XI. und welche Folgen hatte sie für die Kath. Kirche in Deutschland? Zu Gast ist Prof. Hubert Wolf, Kirchenhistoriker an der WWU in Münster und Träger zahlreicher Auszeichnungen, u.a. Leibnizpreis der DFG (2003) und Communicator-Preis (2004).

Moderation: Melanie Wielens

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Kreuzweg der Märtyrer

Info vom 4. März 2012

 Innsbruck: Theologische Fakultät gedenkt "ihrer Märtyrer"

Mit einem "Kreuzweg der Märtyrer" gedenkt die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck in der Fastenzeit "ihrer Märtyrer" - d.h. all jener Absolventen, die etwa unter Naziherrschaft oder Kommunismus für ihre Überzeugung in den Tod gingen. Und davon gibt es viele, wie der Dekan der Fakultät, Jozef Niewiadomski, im Gespräch mit "Kathpress" betonte. Allein acht von ihnen wurden bislang von der katholischen Kirche seliggesprochen - etwa der spätere Münsteraner Bischof Kardinal Clemens August von Galen.

Die Innsbrucker Fakultät gedenkt dieser Märtyrer jeden Mittwoch in der Fastenzeit mit einem eigenen Kreuzweg um 11.50 Uhr in der Jesuitenkirche. Im Rahmen dieses "liturgischen Zeichens" werden die Märtyrer von Professoren der Fakultät vorgestellt - "denn Professoren sollen ja auch Zeugen für die Wahrheit sein", so Niewiadomski. Ein anschließender Gottesdienst soll schließlich - ausgehend von den Märtyrern - daran erinnern, dass auch heute noch Millionen Christen unter Verfolgung leiden und "täglich ihren Kreuzweg gehen".

Die Märtyrer - seliggesprochen oder nicht - stellen laut Niewiadomski heute einen wichtigen Gegenakzent zu jeder Form "religiös motiviertem Fanatismus" dar. Im Martyrium verdichte sich schließlich "der Zusammenhang von Wahrheit und Gewaltverzicht auf eine existenziell nicht mehr zu überbietende Art und Weise". Unter den "Innsbrucker Märtyrern" waren laut Niewiadomski "Wissenschaftler, Seelsorger, ein Bischof, Mönch und Archimandrit" - und damit ein bunter Querschnitt all jener Männer und Frauen, die aktiv "ihren Widerstand gegen das Böse mit der Hingabe an Gott verbunden" haben.

Neben der schillernden Persönlichkeit des als "Löwe von Münster" bekanntgewordenen Nazi-Widerständlers Kardinal von Galen verwies Niewiadomski u.a. auf eine Gruppe von ukrainischen Priestern, die an der Universität Innsbruck studiert und schließlich vom stalinistischen Regime verfolgt wurden. Seit über 100 Jahren gebe es bereits eine enge Bindung von griechisch-katholischen Priesteramtskandidaten an die Innsbrucker theologische Fakultät. Unter den prominentesten Vertretern dieser Gruppe ist etwa Archimandrit Klementij Scheptyzkyj, der vor seinem Studium in Innsbruck sogar als Parlamentarier in Wien tätig war.

Auch unter den ungarischen Absolventen fänden sich laut Niewiadomski mehrere Märtyrer - etwa Wilmos Apor, der als Bischof von Györ vehement gegen die Judenverfolgung der Nazis protestierte. Er starb indes durch die Hand russischer Soldaten im Jahr 1945, als diese am Karfreitag in die bischöfliche Residenz eindrangen und den Bischof anschossen. Er erlag schließlich am Ostersonntag 1945 seinen Verletzungen.

Unter den Seligen verwies Niewiadomski außerdem auf den polnischen Priester Kazimierz Gostynski, der als Professor und Jugendseelsorger in Lublin tätig war. Im KZ Dachau wurde er schließlich am 6. Mai 1942 ermordet - und am 13. Juni 1999 gemeinsam mit 108 polnischen Priestern von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Eine besondere Gruppe der "Innsbrucker Märtyrer" stelle laut Niewiadomski die Gruppe der lateinamerikanischen Blutzeugen dar. Darunter etwa die beiden am 16. November 1989 mit vier Mitbrüdern, einer Köchin und deren Tochter ermordeten Jesuiten Ignacio Ellacuría und Segundo Montes. Das Massaker an der Zentralamerikanischen Universität (UCA) in der salvadorianischen Hauptstadt San Salvador wurde von Angehörigen einer Armeeeinheit begangen. Beide Jesuiten hatten in Innsbruck studiert und waren von Bischof Paulus Rusch dort zu Priestern geweiht worden.

Die Termine der nächsten "Kreuzwege der Märtyrer": 7. März zum Thema "Märtyrer der Fakultät", 14. März über die "Märtyrer der letzten Tage", 21. März in Gedenken an den ermordeten Erzbischof Oscar Romero, und schließlich am 28. März zum Thema "Märtyrer unserer Ortskirche".

© www.kathweb.de

Ein starker Glaube

Info vom 21. Februar 2012

© www.domradio.de

Neue historische Sicht auf Geschwister Scholl und die "Weiße Rose"

 Für ihr konsequentes Eintreten gegen das NS-Regime wurden die Geschwister Scholl und Christoph Probst am 22. Februar 1943 im Gefängnis München-Stadelheim ermordet. Als Mitherausgeber des Sammelbandes "Die Stärkeren im Geiste" beschreibt der Münchner Politikwissenschaftler und Friedensforscher Detlef Bald den christlichen Glauben als die wesentliche Triebfeder für den Widerstand der "Weißen Rose".
epd: Herr Bald, was waren die wesentlichen Beweggründe für den persönlichen Widerstand der Geschwister Scholl und der "Weißen Rose" gegen das NS-Regime?
Detlef Bald: In den Beweggründen zum Widerstand der "Weißen Rose" findet sich eine Schicht, die bislang nur geringe oder gar keine Aufmerksamkeit erhalten hat. Es ist die christliche Gläubigkeit, die den Mitgliedern Kraft und Zuversicht verlieh. Hier liegen die tiefen Wurzeln der "Weißen Rose", die zugleich die politischen und humanistischen Motive trugen, die in den Flugblättern so klar zu finden sind.

Diese katholisch, protestantisch und orthodox aufgewachsenen Widerstandskämpfer waren in einem hohen Maße religiös geprägt - in einem tiefen, gemeinsamen christlichen Verständnis. Heute würden wir das gelebte Ökumene nennen. Von dieser Basis aus waren sie bereit und überzeugt, aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Hitler, den Tyrannen und die Verkörperung des "Bösen", leisten zu dürfen, ja zu müssen. Die Erfahrungen im Alltag, im Arbeitsdienst und schließlich an der Universität, aber auch das Unrechtsregime des NS-Machtapparats führte sie über Proteste und Ablehnung in den Widerstand.

epd: Wie ist die "Weiße Rose" im Vergleich zu anderen Formen und Gruppen des Widerstands einzuordnen?
Bald: Dies betrifft in besonderer Weise Rassismus und Antisemitismus. Das unterscheidet diesen Widerstandskreis von den meistern Vertretern der ehemaligen politischen Parteien, Kirchen und auch vielen aus dem Widerstand des 20. Juli 1944. Die "Weiße Rose" lehnte den Judenmord und die menschenunwürdigen Pogrome uneingeschränkt ab; auch die rassistische Untermenschenpolitik in der Sowjetunion empörte sie. Sie vertraten auch hier einen klaren Standpunkt. Die "Weiße Rose" wandte sich eindeutig gegen die NS-Judenpolitik.

epd: Haben die Geschwister Scholl Werte gelebt und formuliert, die dann weit über sie hinaus auch zu Vorbild und ethischer Grundlage für die neue deutsche Bundesrepublik geworden sind?
Bald: Die "Weiße Rose" ist noch in anderer Hinsicht einmalig im Widerstand gegen das NS-Regime. So wie sie den Krieg, die Zerstörungen und die militärische Expansion verurteilten, setzten sie auf freiheitliche Grundwerte und demokratische Prinzipien. Sie sorgten sich um die Zukunft Deutschlands in einem friedlichen Europa; sie plädierten für eine wertegebundene politische Kultur der Pluralität und Toleranz.

Die "Weiße Rose" hat doch einen einzigartigen, Tradition stiftenden, zukunftsweisenden Rang. Ihr Erbe wurde zum Auftrag, der sich nach 1945 in den Werten des Grundgesetzes wiederfindet: in der Verantwortung vor Gott, der Menschenwürde, den Freiheitsrechten und den Grundsätzen des sozialen und demokratischen Rechtsstaates.

Die "Weiße Rose" hatte keine politische Macht. Ihre Träger gehören zu den Stärkeren im Geiste: Der Widerstand setzt Zeichen der Freiheit bis heute, Zeichen der Hoffnung.

Das Interview führte Achim Schmid.

Info
Detlef Bald, Jakob Knab (Hg.), Die Stärkeren im Geiste - Zum christlichen Widerstand der Weißen Rose, Klartext, 2012, 228 Seiten,
Preis: 19,95 €

Schüler aus Steyr erforschen Hartheim

Info vom 20. Februar

32 Burschen gestalten einen Gedenktag im Parlament.

Es ist extrem belastend. Man kann das alles nicht begreifen“, sind sich Josef Sulzer, Lukas Postlmayr und David Leitner einig. Die drei HTL-Schüler aus Steyr besuchten mit ihrer Klasse vergangenen Dienstag die Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim in Alkoven. „Es geht einem schon sehr nahe“, beschreibt der 16-jährige Sulzer seinen Eindruck vom Schloss, in dem zwischen 1940 und 1944 mehr als 30.000 Behinderte, Beeinträchtigte und kranke Menschen ermordet wurden.

Die 32 Schüler der dritten Klasse für Mechatronik setzen sich bereits seit Beginn des Schuljahrs mit dem Thema Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Sie arbeiten nämlich an einem Jugendprojekt mit, das anlässlich des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus im österreichischen Parlament in Wien initiiert wurde. „Wir wollen, dass sich junge Menschen mit der Thematik beschäftigen und sich Gedanken machen. Bereits zum dritten Mal gibt es im Vorfeld zum Gedenktag am 5. Mai dieses Jugendprojekt. Thema ist dieses Mal NS-Euthanasie“, sagt Susanne Roth von der Abteilung Kommunikation des Parlaments.

Massenmord
„Wir haben uns schon im Religionsunterricht auf Hartheim vorbereitet“, erzählt Sulzer. „Aber wenn man dann direkt vor Ort ist und durch die Gaskammer geht ... Man kann es einfach nicht nachvollziehen.“ 30.000 Menschen wurden ermordet, „das ist fast so, wie wenn man die ganze Stadt Steyr ausrottet“, versucht David Leitner das Unfassbare zu begreifen. Die Schüler haben sich gemeinsam mit ihrem Religionsprofessor Karl Ramsmaier bereits viele Gedanken zu dem Projekt gemacht. Jeder hat eine Aufgabe bekommen, die recherchiert und bearbeitet wird. „Wir wollen eine Landkarte der Euthanasie-Opfer in den Bezirken Steyr und Amstetten machen. Also speziell jene Orte, wo unsere Schüler herkommen“, sagt Ramsmaier. „Außerdem haben wir die Idee, acht Menschen vorzustellen, die damals Zivilcourage gezeigt haben und Widerstand leisteten.“

Die Schüler wollen zwischen den Säulen im Parlament Seile spannen und die Personen mit Foto und einer kurzen Geschichte vorstellen. „Wir wollen auch eine Zeitung machen, wo alle unsere Projekte enthalten sind. Die Zeitung wird auch im Parlament aufgelegt“, erzählen die Burschen.

Nie mehr
Das Projekt NS-Euthanasie ist den Schülern ein großes Anliegen. „Wir können unser Wissen weitervermitteln und dazu beitragen, dass so etwas nie mehr passieren kann“, sagt der 17-jährige Leitner. Die Jugendlichen präsentieren ihr Projekt am 3. Mai 2012 im Parlament in Wien. Einen Tag später, am 4. Mai, wird die ganze Klasse am Gedenktag teilnehmen. „Das Engagement und die Motivation der Schüler ist erstaunlich. Vor allem, da der 4. Mai normalerweise schulfrei ist“, zeigt sich ihr Religionsprofessor erfreut.

© kurier.at

Kirchen würdigen "Weiße Rose"

Info vom 15. Februar 2012

Crailsheim.  Neue Ehren für Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose": Alexander Schmorell wird jetzt als Heiliger verehrt, sein Freund Christoph Probst gilt als aussichtsreicher Kandidat für eine Seligsprechung.

Die beiden Studenten zählten zum inneren Kreis der Gruppe "Weißen Rose", in dessen Zentrum die Geschwister Hans und Sophie Scholl standen, die 1918 in Ingersheim beziehungsweise 1921 in Forchtenberg geboren wurden. Sie kämpften mit Flugblättern gegen den Krieg und die NS-Diktatur und endeten 1943 allesamt unter dem Fallbeil.

Die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland hat jetzt ihren Glaubensbruder Alexander Schmorell (seine Mutter stammte aus Russland) in den Kreis ihrer Heiligen aufgenommen.

Der mutige junge Mann sei sowohl ein Feind des Bolschewismus als auch des Nationalsozialismus gewesen, wie Erzpriester Nikolai Artenoff bei dem Pontifikalamt für den Märtyrer in einer Münchner Kirche sagte. Eine Ikone mit einem Bildnis von Alexander Schmorell erinnert künftig in dem Gotteshaus an den Widerstandskämpfer.

Sein enger Freund Christoph Probst wird derzeit in katholischen Kreisen in Bayern als Kandidat für eine Seligsprechung gehandelt. Nach Ansicht von Dr. Peter Düren von der Diözese Augsburg wäre er "gewiss ein sehr guter Kandidat".

Christoph Probst wuchs in einem Elternhaus auf, das den Amtskirchen fern stand. Erst kurz vor seiner Hinrichtung im Gefängnis von Stadelheim ließ sich der 23-jährige Vater von drei Kindern von einem katholischen Priester taufen. In einem Brief an seine Mutter schrieb Probst: "Ich danke Dir, dass Du mir das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht bedenke, so war es ein einziger Weg zu Gott."

Zurückhaltend äußern sich Verwandte zum Thema Seligsprechung. "Man sollte nichts überstürzen", meinte etwa die Schwiegertochter von Christoph Probst. Unterdessen ist in seinem Geburtsort Murnau (Kreis Garmisch-Partenkirchen) der Versuch, eine Schule, die bislang den Namen einer NS-Größe trug, nach dem Widerstandskämpfer zu benennen, am Veto des Gemeinderates gescheitert.

© swp.de

NS-Erinnerungsweg

Info vom 21. Januar 2012

Von Ulm bis zum Bodensee entsteht ein Erinnerungsweg

50 oberschwäbische Denkorte

An Professor Wolfgang Marcus, dem Initiator des Projektes, war es, dass später vom Kuratorium verabschiedete Konzept vorzustellen. Erster Pfeiler: Der große Oberschwäbische Erinnerungsweg mit 50 Denkorten, der sich über fünf Landkreise von Ulm bis zum Bodensee zieht, vorbei an denkwürdigen Orten und Stellen, die Opfer wie Widerständler der Diktatur würdigen. Alle Denkorte erhalten ein einheitliches Logo, erklärende Texte und Prospekte.

„Wir schaffen in Weingarten einen Ort gegen das Vergessen und für die Erinnerung“, sagt Wolfgang Marcus und damit zum zweiten Pfeiler: In Weingarten entsteht die Denkstätte Widerstand im Campus Weiße Rose, die sich, der Name sagt es schon, dem studentischen Widerstand gegen die NS-Diktatur widmet, aber auch dem studentischen Widerstand gegen die kommunistische Diktatur mit „über 70 Opfern“ (Andrea Dombois). In der Denkstätte läuft auch die Vernetzung der Erinnerungsorte und -wege zusammen.

Bericht von Schwäbische.de >>>