Info vom 20. April 2011

Karl Friedrich Stellbrink

karl friedrich stellbrinkWitten. Er war ein herrischer, ja vielleicht sogar unangenehmer Mensch, der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Und er war Mitglied der NSDAP. Dann lichtete sich der „braune Nebel“ vor seinen Augen.

Der in Witten ausgebildete und ordinierte Geistliche, dessen Geschichte in der Stadt völlig unbekannt ist, wurde vom Hitler-Anhänger zum Märtyrer auf dem Schafott.

Karl Friedrich Stellbrink wird 1894 in Münster geboren, in Detmold wächst er auf. „Der Arminius-Kult begegnete ihm dort fast täglich“, so der Lübecker Historiker Prof. Peter Voswinckel.?„Nach schulischen Problemen kam er auf ein Berliner Internat, das als nationalistische Kaderschmiede geradezu verschrien war.“ Hier müsse man die Wurzeln des späteren rechtsextremen Gedankenguts suchen, „der Germanenkult wurde ihm regelrecht eingeimpft“.

Stellbrink geht schon vor dem Krieg an das Evangelische Diaspora-Seminar in Soest, das 1920 nach Witten verlegt wird. Aus dem Ersten Weltkrieg kommt er „kriegsversehrt“ zurück, nimmt seine Ausbildung anfangs in Soest, dann in Witten wieder auf. Hier werden junge Männer zum Pfarrdienst in deutschen evangelischen Gemeinden in Südamerika ausgebildet. Seminarleiter Johannes Hymmen, der spätere Pfarrer in Blankenstein, kümmert sich um seinen Zögling, der am 23. März 1920 in Witten seine Abschlussprüfung macht.

Am 16. März 1921, wenige Tage nach der Hochzeit mit seiner Jugendliebe Hildegard Dieckmeyer, wird Stellbrink nach Abschluss seines Vikariats durch Ferdinand Rahlwes in der Johanniskirche ordiniert. Kurz zuvor gründet Stellbrink als „Hochmeister“ mit drei Gleichgesinnten den unbedeutenden „deutsch-christlichen Heiland-Orden zu Witten an der Ruhr“.

Stellbrink aber zieht es nach Südamerika. Doch in Brasilien, wo auch die Kinder des Ehepaares zur Welt kommen, wird er nicht glücklich, und die Menschen auch nicht mit ihm. Nach acht Jahren kommt Stellbrink zurück, 1930 erhält er in Thüringen eine Anstellung.

Drei Jahre später zeigt der Pfarrer Flagge: Von Hitlers pseudo-christlichen Worthülsen geblendet, tritt er 1933 in die NSDAP ein. Stellbrink bewirbt sich auf eine Stelle in der Lübecker Landeskirche, die im Rückblick als die wohl nazihörigste Kirche dieser Zeit gilt, verbreitet völkisches und antisemitisches Gedankengut, macht sich NS-Propaganda gegen Paulus und das Alte Testament zu eigen. Die nazitreuen „Deutschchristen“ sind erfreut und sehen ihn bereits zu Höherem berufen, Mitglieder der Bekennenden Kirche dagegen nennen seine Texte „satanisch“.

Ausgerechnet hier, wo sein moralischer Tiefpunkt den Höhepunkt gefunden hat, bricht sein Engagement für die Nazis 1936 abrupt ab. Und zwar so abrupt, dass er bereits 1937 wegen seiner Kritik aus der NSDAP ausgeschlossen wird. „Braunen Nebel“ habe er vor Augen gehabt, bekennt Stellbrink, der den Nationalsozialismus nun als „schlimmste Vergiftung des deutschen Geistes und der deutschen Seele“ brandmarkt. Er beginnt, englische Sender zu hören, er liest und verbreitet die Schriften des katholischen „Löwen von Münster“, Bischof Clemens von Galen.

Die Gestapo hat ihre Ohren überall, und so etwas hört sie nicht gern. Nach einer besonders heftigen Predigt wird Stellbrink denunziert und am 28. Mai 1942 verhaftet. Der Mann, mit dem die Nazis einst hohe kirchliche Pläne hatten, wird als Hochverräter vor den „Volksgerichtshof“ gezerrt. Der macht kurzen Prozess: Mit drei katholischen Priestern, zu denen er Kontakt pflegte, wird er zum Tode verurteilt - als einziger evangelischer Geistlicher, den dieses Tribunal je hinrichten ließ, so der Historiker Hansjörg Buss.

Am 10. November 1943 werden die vier Männer in Hamburg im Drei-Minuten-Takt unter das Fallbeil geschoben, ihr Blut fließt ineinander. Auch deshalb tut sich die katholische Kirche nach dem Krieg weniger schwer, Karl Friedrich Stellbrink stets zu den „vier Lübecker Märtyrern“ zu rechnen.

Problematischer ist die Aufarbeitung in der evangelischen Kirche, die Stellbrinks Witwe zwar eine Hinterbliebenenversorgung zuspricht. Eine Würdigung des Mannes, der sich anfangs so schwer versündigt hatte, als Märtyrer lehnt sie jedoch entschieden ab. 50 Jahre sollte es dauern, bis die Kirche Stellbrink im Juni 1993 rehabilitiert und im November das Todesurteil von der 17. Strafkammer des Landgerichts Berlin aufgehoben wird.


© Der Westen. Portal der WAZ-Gruppe, Text: Bernd Kassner

Info vom 1. April 2011

Ahauser Gemeinden pilgerten zum Grab des seligen Kardinal von Galen

Ahaus - Es macht mich stolz, dass so viele Gemeindemitglieder den Dom zu Münster füllen", sagt Dechant Gereon Beese zu Beginn der Pilgermesse einer außergewöhnlichen Gemeindewallfahrt. Mehr als 800 Mitglieder aus den ländlich geprägten Ahauser Gemeinden St. Martinus Wessum und St. Andreas Wüllen versammeln sich am Dienstag (22.03.2011) in der Kathedrale, die Kirchenchöre der Pfarreiengemeinschaft stimmen das Lied an "Dies ist der Tag des Herrn".

Das Seelsorgeteam und die Gemeindevertreter hatten zu dieser Wallfahrt eingeladen, die am 65. Todestag des seligen Kardinals Clemens August von Galen stattfand und zum Grab des Kardinals führte.

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Info vom 21. März 2011

Vor 65 Jahren starb Clemens August Kardinal von Galen

Bistum. Nur wenige Wochen nach seiner Erhebung zum Kardinal verstarb der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, am 22. März 1946. Das Interesse der historischen Forschung an dem "Löwen von Münster" ist bis heute ungebrochen.

Über das Wirken von Bischof Clemens August Graf von Galen und seine Einstellung zur Weimarer Republik und zur Diktatur ist über Jahrzehnte intensiv diskutiert worden. Die Seligsprechung des Kardinals 2005 führte noch einmal zu Kontroversen und unterschiedlichen Bewertungen seines Handelns. "Die großen Streitfragen sind eigentlich ausdiskutiert", sagt Professor Joachim Kuropka. Der frühere Leiter des Instituts für Geschichte und historische Landesforschung an der Universität Vechta gab selbst 2007 einen Sammelband unter dem Titel "Streitfall Galen" heraus, der sich mit Galens Haltung zum Nationalsozialismus, zu Demokratie und Krieg und zu den Juden beschäftigte.

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Info vom 22. März 2011

Clemens August Graf von Galen – 65. Todestag des "Löwen von Münster"

Die Benediktinerinnen auf Burg Dinklage pflegen die Erinnerung in Wort und Schrift. Sie stehen für die Verbindung von zwei Epochen.

Dinklage - „Im Prinzip gibt es bei uns eine Von-Galen-Gedenkwoche“ – vom 16. März, dem Geburtstag des Seligen, bis zum 22. März, dem Todestag des Kardinals von Galen. Dazu gehörte auch die Lesung „Weiße Rosen für den Löwen“ am Sonntag, 20. März, gibt Schwester Ulrike Soegtrop OSB im NWZ-Gespräch einen Hinweis auf die Erinnerung an den 1878 auf Burg Dinklage geborenen Kirchenfürsten. Soegtrop und ihren Mitschwestern obliegt die Verantwortung für das Geburtshaus des Nazi-Gegners.

Liturgie und Gebet
Dieser Auftrag ist ihnen über die Jahre zur Herzensangelegenheit gewachsen. Der heutige Dienstag, 22. März, hat für die Ordensfrau und den Konvent in der Benediktinerinnenabtei St. Scholastika eine besondere Bedeutung. Zum 65. Todestag des 1946 in Münster verstorbenen Kardinals pflegen sie das Andenken an den Nazi-Gegner Clemens August Graf von Galen in ihrer Liturgie, durch eine spezielle auf von Galen und sein Lebenswerk abgestimmte Auswahl von Texten und natürlich im Gebet. So wagen sie den Brückenschlag zwischen dem Erbe der Vergangenheit und unserer heutige Zeit.

Bilder als Dokumente
Dem Gedenken an den 2005 selig Gesprochenen haben sich auch die Initiatoren der Internetseite „www.wie-ein-loewe.de“ um den Dülmener Pfarrer Markus Trautmann verschrieben. Sie wollen das Von-Galen-Bildmaterial sichern, dass im Münsterland sowie im Oldenburger Land und am Niederrhein Münsterland vorhanden ist.

© NWZ-online von Christoph Floren

Info vom 13. März 2011

Galen-Diebstahl: Revision vor dem Bundesgerichtshof
(Bericht von kirchensite.de, Text: Jens Joest)

Karlsruhe / Wuppertal / Bistum. Die Urteile gegen die mutmaßlichen Diebe von Bischofsstab und Altarkreuz des seligen münsterschen Kardinals Clemens August von Galen überprüft das höchste deutsche Strafgericht, der Bundesgerichtshof (BGH). In Karlsruhe läuft die Revision der Urteile gegen zwei Männer, die am Galen-Diebstahl beteiligt gewesen sein sollen. Das sagte der Sprecher des Landgerichts Wuppertal, Richter Thorsten Anger, zu kirchensite.de.

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